Die perfekte Harmonie: Kinder und Haustiere?
Bevor Sie jetzt in das nächste Zoogeschäft gehen und für Ihr Kind ein Haustier kaufen,
oder bevor Sie sich von Ihrem Kind zu einem süßen Kätzchen vom Nachbarbauernhof
überreden lassen, überschlafen Sie die ganze Sache lieber noch einmal und lassen Sie
sich dabei die folgenden Fragen durch den Kopf gehen:
Zunächst einmal: welches Haustier paßt überhaupt zu unseren Kindern?
Die Ansprüche an Pflege und Haltung sind zum Teil größer, als man denkt,
und dementsprechend können Kinder erst in einem bestimmten Alter selbstständig
ihr Haustier versorgen.
Einige Beispiele:
- Kaninchen (Kinder ab 11 J.),
- Meerschweinchen (Kinder ab 8 J.),
- Ratte, Hamster + Chinchilla (Teenager),
- Hund (für die ganze Familie, auch mit Kleinkindern),
- Katze (für die ganze Familie, auch mit Kleinkindern),
- Maus + Gerbil (Kinder ab 11 J.) ...
Anmerkung: Wenn Mama oder Papa tüchtig mithelfen wollen, können Sie natürlich auch schon
früher ein Haustier anschaffen.
Da kommt eine Menge Verantwortung auf Sie zu!
- Für wen ist das Tier? Nur für Ihre Kinder oder haben alle in der Familie Spaß am Tier?
- Sind alle in der Familie mit dem tierischen Zuwachs einverstanden oder möchte ein
Familienmitglied vielleicht gar kein Tier im Haus?
- Machen Sie sich bitte klar, dass letztlich Sie als Eltern die Verantwortung
für das Wohlergehen des Tieres tragen und nicht Ihre minderjährigen Kinder!
- Egal wie vollmundig die Versprechen anfangs sein solten, meist erlischt der erste Eifer
nach einigen Wochen, wenn die leidige Routine eintritt.
- Gibt es Allergiker (Tierhaare, Hausstaubmilben oder Heu) in der Familie?
- Haben Sie genug Zeit fürs Füttern, Misten, Gassi-Gehen und nicht zuletzt spielen
mit dem Tier.
- Haben Sie genug Platz? Dürfen Sie überhaupt Tiere in Ihrer Wohnung halten?
- Haben Sie an alle Kosten gedacht? Außer der Anschaffung kommen noch Käfig, Futter,
Zubehör, Tierarztkosten für Vorsorge (Impfung, Wurmkur, Floh+ Zeckenschutz) und, falls
nötig, im Krankheitsfall (ein gebrochenes Hunde-Bein kann auch mal €1000,- oder sogar
mehr kosten), Haftpflicht-Versicherung, Urlaubspflege ... Da reicht kein Taschengeld,
also ist das elterliche Portemonnaie gefragt!
- Wer kümmert sich im Urlaub um Ihr Tier, oder kann man es vielleicht mitnehmen?
- Wie ist die Lebenserwartung und die Fortpflanzung?
- Mäuse und Hamster leben z.B. nur 2 1/2 Jahre,
- Kaninchen und Meerschwein schon 6-8 Jahre,
- Hunde und Katzen werden meist deutlich über 10 Jahre alt,
- Chinchillas leben 20 Jahre.
Informieren Sie sich bitte gründlich über die Ansprüche Ihres neuen Familienmitgliedes.
Hier ein paar vielleicht unbequeme Beispiele:
- Hamster sind nachtaktiv und Einzelgänger, die überhaupt nicht
kuscheln wollen. Also völlig ungeeignet für Kinder!
- Kaninchen und Meerschweinchen brauchen
Auslauf (Käfig mind. 50 x 100 cm) und
mindestens einen Artgenossen zur Gesellschaft! Sie fressen fast nur Heu und täglich
viel frisches Obst und Gemüse.
Fertigfutter ist gar nicht so gesund, wie die Futterfirmen behaupten!
Der Käfig muß 1 bis 2 mal wöchentlich gemistet werden!
- Hunde fordern viel Spielzeit und tägliche Spaziergänge, und zwar bei
jedem Wind und Wetter! Die Erziehung muß ein Erwachsener übernehmen!
- Katzen brauchen (kontrollierten) Freigang oder mind. einen
Katzen-Spielkameraden oder mind. 2 Stunden Spielzeit bei reiner Wohnungshaltung,
außerdem 2 Katzenklos (für groß + klein)und mind. 1 Kratzbaum oder -brett!
- Chinchillas sind zwar putzig anzusehen, aber nie so richtig kuschelig.
- Frettchen riechen sehr streng und sind häufig bissig, da die Babys
selten in der Menschen-Familie groß werden.
- Gerbils (Rennmäuse) sind Gruppentiere und eher zum Beobachten als
zum Kuscheln geeignet. Man lernt aber viel über Sozialverhalten und Biologie.
Leider leben die kleinen Racker aber nur ca. 3-4 Jahre, dafür sind sie sehr
vermehrungsfreudig.
Lassen Sie sich beraten
- Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie Freunde und
Bekannte mit Tieren um Rat.
- Testen Sie als Urlaubspflegeplatz, ob die gewünschte Tierart
in Ihr Leben paßt.
- Fragen Sie ruhig einen Tierarzt um Rat (eine Beratung kostet nicht
die Welt und Sie sparen hinterher eine Menge Ärger!).
- Auch im Tierheim werden Sie gerne unverbindlich
beraten.
- Die Beratung im Zoogeschäft ist leider oft nicht so toll, da hier selten
ausgebildete Tierpfleger (wie unsere Katja), sondern meist
einfache Verkäufer arbeiten, die vom Verkauf der Tiere und Zubehör leben
und daher nicht objektiv sein können.
Ein Verkäufer, der z.B. für 5-jährige Kinder Hamster verkauft, ist definitiv
kein Fachmann (oder zumindest momentan umnachtet)!
Dasselbe gilt übrigens auch, wenn Sie die nette Verkäuferin mit etlichen bunten
Pappschachteln, mit noch bunteren (künstlich gefärbten) Leckereien für Ihr neues
Kaninchen oder Meerschweinchen nach Hause schickt, aber kein Wort von Obst, Gemüse,
Salat und Heu gesagt hat. Oder wenn Sie gar eine dieser tierschutzwidrigen
Plastikröhrensysteme für Hamster und Gerbils angedreht bekommen haben!
- Im Buchhandel oder in öffentlichen Bibliotheken
gibt es zum Teil hervorragende Bücher zu den einzelnen Tierarten, manche sind sogar
extra für Kinder verfaßt; gut sind z.B. die Haustierreihen von Kosmos oder
Gräfe und Unzer.
Sie haben sich entschieden?
Sie haben alles bedacht und Ihre Familie hat sich für einen neuen Hausgenossen
entschieden?
Herzlichen Glückwunschss, denn Tiere bereichern das Leben und Kinder lernen
verantwortungsvollen Umgang mit Lebewesen und haben stets einen Freund zuhause,
der unendlich gut zuhören kann!
Aber wo finde ich jetzt ein gesundes Tier?
Wenn es ein Rassetier sein soll, informiert Sie der Zuchtverband gerne
(Suchen sie z.B. einfach unter Google
nach Ihrer Wunschrasse).
Selbst der tollste Stammbaum ist jedoch leider KEIN Qualitätssiegel.
Schauen Sie sich die Eltern und die Unterkunft genau an, achten Sie auf den
Umgang des Züchters mit den Tieren.
Hunde und Katzen sollten unbedingt Familienanschluß haben.
Die Welpen sollten mindestens einmal entwurmt und geimpft sein.
Bei Kleintieren sind Hobbyzüchter meist die bessere Wahl, da die ihre
Tiere meist über Jahre halten und auf Krankheiten gut achten. Kleintierzüchter
halten die Tiere meist nur 1 - 2 Jahre und was nicht taugt, wandert entweder in
den Kochtopf oder in die nächste Zoohandlung. In Zoohandlungen sitzen leider
häufig kranke oder schlecht entwickelte Tiere, außerdem sind die Tiere oft
übernervös. Natürlich klingt das alles jetzt sehr absolut, aber Ausnahmen
bestätigen die Regel :-)
PS: Wenn Sie im Kindergarten oder in der Schule gerne einen Info-Tag oder -Abend
zum Thema Haustierhaltung veranstalten möchten, ist
Frau Möller-Seeling gerne bereit, einen kleinen Vortrag
zu halten und für sämtliche Fragen zur Verfügung zu stehen.
Wir besorgen auch gerne kostenloses Info-Material und geben Buchtipps.
Fragen Sie einfach in der Praxis nach.
Kleintierpraxis Möller-Seeling, Berstadt, 14.05.2005